Acht Quadratmeter – mehr Platz steht im „Galerieladen“ nicht zur Verfügung. Die kleinste Galerie Magdeburgs befindet sich im Stadtteil Buckau, in der Schönebecker Straße, unweit des Gesellschaftshauses. Kirsten Mengewein und Claudia Simon haben 2023 die Herausforderung angenommen, ihre eigene Kunst – und hin und wieder die anderer Künstlerinnen – an diesem Ort der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Es ist nicht nur die überschaubare Größe, die uns vor eine schwierige Aufgabe gestellt hat“, sagt Kirsten Mengewein. „Wir haben hier diesen alten Fliesenspiegel, der wunderschön aussieht, die Fläche jedoch einschränkt. Hinzu kommt, dass aufgrund der Farbigkeit nicht alle Werke dazu passen. Aber inzwischen haben Claudia und ich einiges ausprobiert, uns herangetastet und herausgefunden, was geht und was nicht. Großformatige Werke sind beispielsweise schwierig, weshalb wir uns auf die kleineren Formate konzentrieren.“
Neben Claudia Simons upgecycelter Stencil-Art und den surrealen Illustrationen der US-amerikanischen Künstlerin Cassandra Elaine Dixon schmücken auch Kirsten Mengeweins Fotografien den Galerieladen. „Das Thema Kunst begleitet mich bereits seit meiner Schulzeit“, erzählt die Magdeburgerin, die zunächst eine Ausbildung zur Mediengestalterin abgeschlossen und anschließend Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis mit dem Schwerpunkt Kunst und Fotografie studiert hat. „Nach dem Studium war ich viel in der Kunst- und Kulturvermittlung tätig, aber selbst Kunst zu schaffen, hat mich immer wieder gekitzelt.“ In den 2010er Jahren habe sie sich vermehrt auf ihre eigene Kunst konzentriert und an verschiedenen Ausstellungen teilgenommen. „2021 war ich zum ersten Mal an der KunstKurve in Stadtfeld beteiligt – habe selbst ausgestellt, war aber auch organisatorisch involviert“, schildert Kirsten Mengewein. Daraus sei die Idee gewachsen, im Stadtraum stärker sichtbar zu werden. Und als der Laden in Buckau frei wurde, war das ein ideales Schaufenster für die eigene Kunst.
Das Medium der Fotografie steht dabei im Mittelpunkt. „Ich experimentiere gern und spiele dabei beispielsweise mit Doppelbelichtung, fotografiere Bahnhöfe oder U-Bahn-Stationen und verblende diese mit Aufnahmen von einfahrenden Zügen. Dadurch entstehen mehrere Ebenen und es entwickelt sich etwas auf dem Bild, was vorher nicht sichtbar war.“ Überhaupt habe die analoge Fotografie viel zu bieten. Derzeit arbeitet Kirsten Mengewein viel mit Polaroid. In sogenannten Emulsion-Lifts löst sie mithilfe von heißem Wasser die Fotoemulsion der Fotografie und überträgt diese auf ein anderes Papier. Mit vorsichtigen Pinselbewegungen bearbeitet, glättet und justiert sie nach, bis ihr das Ergebnis gefällt. „Es ist spannend, wie sich die Fotoemulsion auf dem Papier bewegt, wie sie sich verhält und beispielsweise Falten schlägt.“ Die Werke, die dabei entstehen, haben etwas zartes, zerbrechliches, flüchtiges. „Was mithilfe dieser Technik entsteht, ist nicht ganz perfekt – und das macht den Reiz aus“, meint Kirsten Mengewein, die sich mit dem Galerieladen zum ersten Mal bei der diesjährigen KUNST/MITTE präsentiert. (Tina Beddies-Heinz)
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