Auf die Frage, wie Christine Faust ihren Weg zur Kunst gefunden hat, zuckt die gebürtige Magdeburgerin kurz mit den Schultern, rückt ihre rote Brille zurecht und erzählt, dass ihre Mutter stets das Malen und Zeichnen gefördert habe. „Schon von Kindesalter an – vermutlich, weil ich dabei stillsaß“, fügt sie lachend hinzu. Der Weg, den sie nach dem Schulabschluss einschlägt, hat nur mittelbar etwas mit Kunst zu tun. „An der Burg Giebichenstein habe ich Spiel- und Lernmitteldesign studiert und war anschließend einige Jahre bei Film und Fernsehen im Bereich der Animation tätig“, schildert Christine Faust. Eine kreative Arbeit zwar, die jedoch stark von außen beeinflusst wurde. „Irgendwann war das einfach nicht mehr meine Welt.“
Also entschied sich die 1982 geborene Magdeburgerin, einen neuen Weg einzuschlagen – seitdem arbeitet sie als Illustratorin, vornehmlich im Kinderbuch-Bereich. Wimmelbücher hat sie, ebenso wie zahlreiche Vorlesebücher, bereits illustriert. An einer Sachbilderbuchreihe des Magellan Verlags, die sich mit der Tierwelt auseinandersetzt, arbeitet sie ebenfalls. „Bei dieser Tätigkeit sitze ich viel am Rechner, lese und recherchiere. Und das Bebildern der entsprechenden Texte geschieht heutzutage natürlich auch zum größten Teil am Computer“, beschreibt Christine Faust ihren Arbeitsalltag. Also suchte die zweifache Mutter nach einer Beschäftigung, die ihr einen Ausgleich bietet, und fand diesen in der Pleinairmalerei. „Ich wollte raus in die Natur und gleichzeitig mehr über Farben lernen.“
Aus dem Französischen übersetzt, bedeutet en plein air so viel wie „im Freien“ und bezeichnet in der Kunst das Gegenstück zur Ateliermalerei: kreatives Schaffen unter freiem Himmel bei natürlichen Licht- und Schattenverhältnissen. „Und die können sich ziemlich schnell verändern“, sagt Christine Faust, die für ihre Werke hauptsächlich Acrylfarben nutzt. „Aber das ist auch das reizvolle daran: Manchmal sucht man eine Weile nach einem Motiv – wenn man sich darauf einlässt, sieht man plötzlich überall welche. Die Farben und der Ausschnitt sind für mich ausschlaggebend. Sobald man sich dann auf ein Motiv konzentriert, bleibt nicht viel Zeit. Bei einem Sonnenauf- oder -untergang verändert sich alles innerhalb weniger Minuten.“ Im Durchschnitt arbeitet die Magdeburgerin zweieinhalb bis drei Stunden an einem Kunstwerk, das sie neben eckigen auch gern auf runde Leinwände malt. „Das runde Format habe ich vor ein paar Jahren zufällig ausprobiert und es hat mich gefesselt, weil es wie ein Guckloch in eine andere Welt wirkt“, erzählt die Magdeburgerin, die auch die „Kunstkurve“, die jährlich im Herbst in Stadtfeld stattfindet, mitorganisiert.
Das Schönste an der Malerei sei, dass es keine Vorgaben gebe, während im beruflichen Alltag alles abgenommen werden müsse. „Jeder Käfer, den ich auf der Buchseite unterbringe, jeder Farn, der im Vordergrund zu sehen ist, wird überprüft. Es muss nicht nur zum Text des Buches passen. Im Falle der Tierkinderreihe für den Magellan Verlag begutachten Biologen, ob alles korrekt ist“, erklärt Christine Faust. Bei der Pleinairmalerei genießt sie hingegen alle Freiheiten. Die größte Kritikerin ist dabei ihre Tochter. „Wenn ich längere Zeit unterwegs war, mehrere Werke fertiggestellt habe und dann nach Hause komme, schnappt sich meine Tochter die bemalten Leinwände, reiht sie nebeneinander auf und begutachtet dann jedes einzelne.“
Wer Christine Fausts Pleinairmalerei ebenfalls in Augenschein nehmen möchte, hat bei der KUNST/MITTE vom 22. bis zum 25. August 2024 Gelegenheit, sich einen Eindruck zu verschaffen und mit der Künstlerin ins Gespräch zu kommen. (Tina Beddies-Heinz)
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