Der Countdown zur KUNST/MITTE 2022 läuft. Vom 25. bis zum 28. August werden mehr als 160 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke auf der Magdeburger Messe ausstellen. Um die Wartezeit zu verkürzen, stellen wir die Teilnehmenden in einzelnen Beiträgen vor. Diesmal: Anja Nürnberg aus Halle an der Saale:
„Die Farbe reißt mich mit“, antwortet Anja Nürnberg, was sie bewege, ihrer Tätigkeit als Künstlerin nachzugehen. Und wenn man die Bilder der gebürtigen Magdeburgerin in Augenschein nimmt, gibt es daran keine Zweifel. Abstrakt wirken die großformatigen, polychromen Gemälde zunächst. Nimmt man sich die Zeit, die Werke auf sich wirken zu lassen, kann man eintauchen in eine Welt voller Details, die – wie sie selbst sagt – die Ästhetik des Alltags reflektieren. Doch das „Ringen mit der Farbe“ und mit sich selbst sind nicht der einzige Grund, warum sich Anja Nürnberg, die mittlerweile in Halle an der Saale lebt und arbeitet, kreativ austobt. Das Handwerk an sich, die Authentizität von Malerei, Pinselduktus und Strukturen verbunden mit der Faszination, Gesehenes zu analysieren und neu zu erschaffen und festzuhalten für die Ewigkeit, treiben die 40-Jährige an. Sie wolle „Bilder schaffen, deren Geschichte nicht nach einmaligem Betrachten erzählt ist“ und damit Menschen beeindrucken und inspirieren.
Obwohl sie zunächst einen anderen Weg einschlägt und von 2002 bis 2005 Internationale Betriebswirtschaft in Deutschland und den USA studiert, lässt die Faszination für Kunst, die sie schon als junger Mensch begleitet, Anja Nürnberg nicht los. „Das Stadtbild Magdeburgs ist maßgeblich geprägt von Arbeiten Burg Giebichensteiner Absolventen, das war seit Kindertagen eine Motivation“, erklärt die Künstlerin. „Ich male seit der Schulzeit – Leistungskurs Kunst – und habe mir nach dem Studium der internationalen BWL und der Arbeit in einem Berliner Start-Up-Unternehmen den Traum eines Kunststudiums an der Burg Giebichenstein erfüllt.“ Von 2008 bis 2013 absolviert sie an der Hochschule für Kunst und Design Halle ein Studium mit dem Schwerpunkt Malerei und Grafik.
Und die Saale-Stadt hat sie auch nach dem Ende des Studiums festgehalten. Ihr Atelier befindet sich direkt am Ochsenberg im Stadtteil Kröllwitz. „Mein Mann und ich haben hier ein 28 Meter langes, 170 Jahre altes Backsteindoppelhaus saniert“, so Anja Nürnberg. Eine Hälfte bewohnen die beiden mit ihrer Tochter und ihrem Sohn, „die andere Hälfte wird von mir als Künstlerin bespielt. Mein Atelier mit einer auffälligen purpurfarbenen Tür ist vielen Hallensern bekannt, da es eine ehemalige, urige Kneipe ist.“ Davon sei jedoch im Inneren nicht mehr viel zu erkennen. „Inzwischen sind die Wände hell und die Decke strahlt in hellen Holztönen. Ich mag eine ruhige und klare Arbeitsatmosphäre. Und einen Strauß habe ich immer auf meinem Arbeitstisch.“ Was ebenfalls nicht fehlen darf, ist Musik – je nach Gemüt von der kraftvollen Rockband Måneskin über den entspannten Andrew Bird bis zur Klassik von Domenico Scarlatti und Johann Sebastian Bach.
Für die Umsetzung ihrer Werke beobachtet Anja Nürnberg viel und versucht, atmosphärisch die detaillierte Ästhetik des Alltags einzufangen. „Ich sammle Farben auf der ganzen Welt auf Reisen und bringe sie dann in meinen Bildern zusammen.“ Zunächst entstehen dutzende Skizzen als Ausgangspunkt für eine Malerei. „Sie greifen die kleinen zarten Dinge, die bunten Bewegungen und Strukturen, die Erinnerungen an Orte und Geschehenes auf. Diese sprechenden Geschichten wachsen mit und unter der Farbe und nähren sich von faszinierender Alltäglichkeit“, resümiert die Wahl-Hallenserin. (Tina Heinz)
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