KUNST/MITTE Notes

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Kunst aus der „Wachs-Küche“

27.08.2021, kompakt redaktion

Ein elektrischer Grill, Töpfe, Schalen, Flambierbrenner – Andreas Zillers Atelier hat gewisse Ähnlichkeiten mit einer Küche. Der Künstler mischt jedoch keine Gewürze, sondern Farben. Und er flambiert nicht den Rohrzucker auf einer Crème Brûlée. Andreas Ziller erwärmt das Wachs, das er auf einer auf Holzrahmen aufgeleimten Sperrholzplatte Schicht für Schicht mit Pinseln aufträgt.

Das Thema Wachstum nimmt den in Würzburg geborenen Hannoveraner gefangen: „Es gibt in Hannover eine Stelle an der Leine, dort steht der Wald wie eine große mächtige Wand“, sagt Ziller. Diese Kraft einer gewachsenen Gemeinschaft beeindruckt und fasziniert den Innenarchitekten und freien Künstler.

Schicht für Schicht trägt er weißes flüssiges Wachs mit einem Pinsel auf, erwärmt jede mit dem Brenner, lässt das Wachs verlaufen und wieder fest werden. Es folgen Hellblau und Gelbtöne, klares Wachs und zwei Schichten Grün. Jede Schicht wird aufgetragen und erhitzt, um sich mit der darunterliegenden zu verbinden. Enkaustik ist seit einigen Jahren Andreas Zillers Lieblingstechnik: „Früher habe ich viel mit Ölfarben und Acryl gemalt, dann mit Ölpastellkreiden. Ich habe ein Material gesucht, mit dem ich ein Bild überarbeiten und verändern kann, so kam ich zum Wachs.“

Andreas Ziller

Bis jetzt lässt die Sperrholzplatte in Zillers Atelier außer der grünen Farbe noch nichts von dem mächtigen Wald am Ufer der Leine erahnen. Doch nun wird es spannend: Der Künstler kratzt sich durch die zuvor sorgsam aufgetragenen Farbschichten, holt Gelb- und Blautöne und Weiß nach oben, arbeitet Stück für Stück Konturen und Effekte heraus. „Das Kratzen lässt sich nicht genau kontrollieren. Manchmal ist das Wachs spröde und es platzt etwas ab oder ich lande in der falschen Schicht. Das Bild entwickelt ein Eigenleben, das macht es spannend“, sagt Ziller. Passt der ungeplant erzeugte Effekt ins Bild? Wenn nicht, greift er erneut zu Pinsel und Wachs, zu Brenner und Malerspachtel.

Seit Jahren ist Andreas Ziller gemeinsam mit der Malerin Ute Rönnpag-Lohmeyer, die in Hannover und auf der griechischen Insel Karpathos lebt und arbeitet, auf der Kunst/Mitte präsent.  Ihr Fokus liegt auf Menschenbildern und Landschaftsmalerei. „Wir sprechen uns vor den Messen nicht ab, wer was ausstellt“, erzählt Andreas Ziller, „aber Themen und Farben passen auf wundersame Weise immer zusammen.“  (Bettina Koch)

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