KUNST/MITTE Notes

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Im Diskurs mit der Natur

24.08.2021, kompakt redaktion

Schneebälle im August. Carl Bens‘ Schneebälle bräuchten sehr viel Hitze, um zu schmelzen. Sie sind härter und schwerer als gewöhnliche Schneebälle, aber ihre glitzernden Reaktionen auf Lichteinfall sind den natürlichen Vorbildern sehr ähnlich. Carl Bens‘ Schneebälle sind aus Glas. Auf der Kunst/Mitte sind sie im Ensemble mit Pinguinen zu sehen, mundgeblasen in der Glasmanufaktur in Derenburg und in Gemeinschaft mit einem Fuchs, hergestellt aus Recyclingglas.  

Glas-Künstler Carl Bens

„Ich bin viel draußen unterwegs. Aus diesem Erleben und Wahrnehmen kann ich schöpfen, das sind Inspirationsquellen für mich“, sagt der Leipziger Carl Bens. Die Bilder im Kopf entstehen aus dem Sehen, Denken und Fühlen. Zum Beispiel der Fuchs: Hier geht es nicht um eine anatomisch korrekte Darstellung, sondern um den Diskurs mit der Natur, um Standpunkte.

Sein Handwerk hat Bens in Lasa, Italien, in der Schule für Steinhauer gelernt, seine Kunst hat er beim Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle entwickelt und als Meisterschüler von Professorin Christine Triebsch verfeinert. Der Burg Giebichenstein ist der selbständige Künstler weiterhin verbunden, als Werkstattleiter der Kunsthochschule gibt er Erfahrungen und Wissen an Studierende weiter.

Glas ist der Werkstoff, der den 34-Jährigen begeistert: „Glas ist so viel mehr als unser Glas im Alltag, das Glas, aus dem wir trinken oder das Fensterglas. Mit Glas kann ich Illusionen schaffen und illustrieren, ich kann mit dem Material spielen und zielgerichtet Eigenschaften aus ihm herauskitzeln“, schwärmt Bens.

Dieses „Spielen“ ist mit intensiver gedanklicher und handwerklicher Vorarbeit verbunden. Dazu gehören auch das Finden und die Auswahl des Rohmaterials. Das kann Glas aus Überproduktionen sein, das können Reststücke sein oder eine gefundene Weinflasche in einer besonderen Farbe. Hat Carl Bens das Kunstwerk im Kopf erschaffen, baut er die Formen. Im Fall der Pinguine seien es mehrteilige, sehr komplexe und leicht aufzuspaltende Formen gewesen. Derenburger Glasmacher haben mit ihren Pfeifen glühende Glasbälle mit viel Kraft gegen die Außenwände dieser Formen geblasen.

Der Umgang mit dem Material fußt auf Erfahrung, „nicht alles steht in Büchern“, sagt Bens. Gegenwärtig plant er vier Großobjekte aus Recyclingglas, die am Landesamt für Geologie in Halle ihren Platz finden sollen.  (Bettina Koch)

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