KUNST/MITTE Notes

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Künstlerischer Prozess mit Eigenleben und Suchtfaktor

19.08.2021, kompakt redaktion

Sie sei eine „intensive gedankliche Malerin“, sagt Gudrun Freitag (62) über sich. „Bevor ich einen Pinsel in die Hand nehme, entwickele ich das Bild im Kopf: Thema, Umsetzung, Farben, Aufbau. Ich sehe das Ergebnis, wenn ich beginne“, erzählt die gebürtige Dithmarscherin, deren Lebensmittelpunkt in Isernhagen bei Hannover liegt.

Sind es die tierischen Akteure der „schwarzen Serie“, die in leuchtenden Acrylfarben auf schwarzem Grund in Szenen führen, die gedankliche Verbindungen zwischen Naturschauspiel und menschlichem Erleben entstehen lassen, dann liegen Vision und fertiges Kunstwerk sehr nah beieinander. Dagegen bringt die Acryl-Transfer-Frottage-Technik durchaus Überraschungen mit sich. „Während ich collageartig meine Malerei mit eigener Fotografie kombiniere, erforsche ich die dritte Dimension“, erklärt die Künstlerin. Die Bilder können im Entstehungsprozess ein Eigenleben entwickeln, der Vision eine neue Richtung geben und ungeahnte Wirkungen hervorbringen.

Mit Acrylfarben gemalte Schichten sowie mit Transfermedium eingestrichene Fotografien, deren Farbpigmente durch Auflegen und Rubbeln übertragen werden, Überlagerungen, ergänzende Pinselstriche, verschiedene Ebenen machen die Arbeit immer sehr spannend. „Ich könnte süchtig danach werden“, so Gudrun Freitag.

Acryl-Transfer-Frottage erfordert nicht nur die Offenheit für neue Entwicklungen, sondern auch sehr viel Geduld. Denn immer wieder muss die Leinwand vollständig durchtrocknen, bevor die nächste Schicht aufgetragen werden kann. Zurzeit ist diese Technik Gudrun Freitags Favorit, denn „sie bietet viel mehr Möglichkeiten als die reine Malerei“, und das will sie mit ihren Werken auf der Kunst/Mitte zeigen. Doch zwischen Collagen packt Gudrun Freitag immer mal wieder die Sehnsucht, „richtig zu malen“. Dann bekommt die „schwarze Serie“ ein neues tierisches Motiv mit fabelhafter Aussage und hoher Leuchtkraft.

Ihre Brötchen verdient Gudrun Freitag als Landschaftsplanerin. „Lerne etwas, womit du Geld verdienen kannst“, hatten die Eltern verlangt. Statt fürs Kunststudium entschied sie sich ­­­für Landwirtschaft und wurde Diplom Agrar-Ingenieurin. Ihr künstlerisches Handwerk erlernte sie als Schülerin von Kunstmaler Wolff Hattendorf sowie Malerin und Bildhauerin Sylvia Rose-Krampe.  (Bettina Koch)

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