KUNST/MITTE Notes

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Zusammenbringen, demontieren und neu zusammensetzen

19.07.2021, kompakt redaktion

Ob Aquarell, Gouache, Bleistift, Kohle, Kreide, Tusche auf Papier oder Gesso auf Leinen – die Zeichnungen und Gemälde der Künstlerin Pia von Reis wirken im ersten Moment sehr zart, fast empfindlich, entfalten jedoch bei genauerem Hinsehen eine gewisse Kraft, die zu faszinieren vermag. 1991 geboren in München, sei sie schon früh mit Kunst in Berührung gekommen, sei gern versunken in Zeichnung und Form – ob Ton, Knete oder Styropor. Die Stadt habe ihr aufgrund ihrer vielfältigen Museumslandschaft bereits in der Kindheit einen großen Reichtum beschert. „Als Kind war ich viel in archäologischen Stätten und beispielsweise dem Garten des Tarot in der Toskana von Niki De Saint Phalle und Jean Tinguely“, so Pia von Reis. „Hinzu kam das Medizinstudium meiner Mutter, wodurch ich eine Faszination für Anatomie und Krankheiten, Deformationen und Sezierung des Menschen entwickelte.“

Dennoch habe sie es zunächst nicht in Erwägung gezogen, Kunst zu ihrem Beruf zu machen. „Ich wollte ungezwungen bleiben, habe dann aber schnell gemerkt, dass neben einem anderen Beruf für die Kunst kaum Zeit bleibt.“ Diese Form des kreativen Schaffens zu vernachlässigen, war für Pia von Reis, die inzwischen im Leipziger Land lebt und arbeitet, jedoch keine Option und so studierte sie von 2012 bis 2017 Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar bei Professorin Elfi E. Fröhlich. Ihr Studium schloss sie schließlich mit einem Diplom bei Simon Wachsmuth ab – seitdem ist sie als freiberufliche Künstlerin tätig. Die Themen, die sie aufgreift, mäandern zwischen Psychologie, Körperlichkeit, Emotion und Sexualität, Spiritualität und Medizin. Mal gehe sie mit feinfühliger Ironie, mal mit analytisch-sezierendem Ernst, mal wild, mal zart, mal okkult, mal spielerisch ans Werk. Dabei sei die Zeichnung sowohl Begleiter als auch eigenständiges Werk. „Sie ist präzise Verbündete, ihr bleibt nichts verborgen.“

Das Innen und das Außen gleichzeitig sichtbar zu machen, ist Pia von Reis‘ Antrieb. Dabei setzt sie sowohl Ideen um, die aus Gedanken zu einem Text oder einem Objekt – häufig archäologischen Ursprungs – entspringen und versucht diese zu verbildlichen. Beim Spiel mit dem Material entdeckt sie schließlich unterschiedliche Möglichkeiten. „Das Material zeigt mir, was es kann. Und ich staune und komme so zu neuen Formen.“ Ihre Arbeit beschreibt die Künstlerin als prozessorientiert – zusammenbringen, demontieren und neu zusammensetzen. Oft zeichne sie zudem aus einer Unruhe heraus. „Da ist etwas, was ans Licht will“, schildert Pia von Reis. „Der Stift – beziehungsweise die Hand, denn der Stift ist lediglich Übersetzer – weiß das besser als der Kopf. Der Kopf lässt manche Gedanken nicht zu, die die Hand sehr deutlich machen kann.“ (Tina Heinz)

 

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