Die Bilder von Benjamin Burkard strotzen vor Stärke und laden gleichzeitig ein, sich in filigranen Details zu verlieren. Manches erinnert an Maschinenkraft, dann wieder rankt sich Efeu um eine Art Tempel. Seine Art der Malerei ist ungewöhnlich, er hat seinen eigenen Stil entwickelt. Am Anfang steht lediglich die erste Farbnuance fest, die er dann immer wieder in den Prozess aufnimmt und einbindet. Schicht für Schicht trägt er auf, beginnt zunächst abstrakt. Er spachtelt, beschichtet, ätzt wieder weg. Bis eine herausragende Tiefe entsteht. Zunächst verwendet er Acryl-, später Ölfarben. In der neuen Serie, mit der er auch in Magdeburg vertreten ist, nutzt er Blattgold ebenso wie Schlagkupfer. Auf seiner Internetseite sind einige Beispiele zu sehen. Doch Fotos geben nur einen Bruchteil des Gemalten wieder. „Malerei ist wie Theater ein Live-Erlebnis“, ist Benjamin Burkard überzeugt. Erst wenn man ihm in der Realität begegnet, direkt gegenüber steht, entfaltet ein Bild seine Magie. Und so nennt er seine Teilnahme an der Kunstmesse auch gern Show, die er in diesem Jahr in seiner Solo-Koje bietet. Er freut sich darauf, seine Bilder wirken zu lassen und mit Besuchern ebenso wie mit anderen Künstlern ins Gespräch zu kommen.
Nach Magdeburg hat Benjamin Burkhard bereits seit Jahren eine künstlerische Verbindung – seit er 2016 erstmals an der Kunst-Messe/Mitte teilnahm. Als vielversprechender Nachwuchskünstler in der sogenannten Förderkoje. Seitdem ist er jedes Mal dabei, in der Gemeinschaft der dieHO-Galerie, die die Messe ins Leben gerufen hat. In diesem Jahr hat er als Solo-Künstler seine eigene Präsentationsfläche. Acht laufende Meter, die er zu füllen weiß, brauchen seine Bilder doch Platz. Große Bilder hat er für die Messe/Mitte ausgewählt. Wie „Die hohe Kunst der Überbewertung“, die 2,20 Meter mal 1,70 Meter misst. Daran hat er lange gearbeitet, über drei Monate, immer wieder. Seine bisher zeitaufwändigste Arbeit. Wie lange er an einem Bild arbeitet, ist sehr unterschiedlich. Das ist auch nicht entscheidend. Entscheidend ist das Gefühl der Zufriedenheit. Zu spüren, wann ein Bild fertig ist, in seiner Aussage, mit seiner Ausstrahlung.
Sein Weg zur Malerei begann fast zufällig. Ja, gezeichnet hat er schon früh gern. „Der Bub malt, das macht ihn glücklich, aber nur nicht als Beruf“, zitiert er seine Eltern. Einen „ordentlichen“ Beruf sollte er ergreifen. So studierte Benjamin Burkard zunächst Kunst und Biologie auf Lehramt. Während des Studiums malte er jedoch mehr als für sein Fach erforderlich. Konnte sich tagelang darin verlieren. Und da die Ergebnisse beeindruckend waren, motivierte ihn einer seiner Dozenten – selbst Maler -, sich beruflich der Malerei zu widmen. Er hat ihm den Weg geebnet, sich beim Malen zu entwickeln, ins Abstrakte und wieder zurück, eine Balance zu finden. Der Student fand seinen eigenen Rhythmus, seinen eigenen Stil. Schließlich stellte sich der junge Mann die Frage: Möchte ich mich 100 Prozent der Kunst widmen? Und lässt sich davon das Leben bestreiten? Als er schließlich ein Stipendium erhielt, überlegte er nicht lange und ergriff die Chance. Für ein Jahr bekam er kostenfrei eine Wohnung mit Atelier zur Verfügung gestellt. Das gab ihm Zeit und Möglichkeit, sich malerisch auszuleben und zu testen, ob dieses Leben für ihn Zukunft hat. Sollte es nicht funktionieren, das wusste er, hätte er noch immer die Möglichkeit, in den Lehrerberuf zurückzugehen. Doch siehe – es funktionierte. Mehr als das. Er bekam Preise, Auszeichnungen, weitere Stipendien, nahm an Messen und erfolgreich an Wettbewerben teil. Dabei lernte er Sebastian Herzau kennen, Maler und Mitbegründer der dieHO-Galerie Magdeburg. Die Männer waren beim Item Kunstpreis zwei der Bestplatzierten, die zu einer Veranstaltung eingeladen wurden. „Wir verstanden uns sofort“, erzählt Benjamin Burkard. Das ist bis heute so geblieben. Obwohl oder gerade weil sie einer völlig anderen Art der Malerei nachgehen. Genau das macht es immer wieder spannend, sagt der 33-Jährige.
Um die zehn Ausstellungen hat der Künstler durchschnittlich pro Jahr. Bis auf 2020. In diesem Jahr sollten es 13 sein, aber alle wurden abgesagt – bis auf eine: die Kunst/Mitte. Auch deshalb freut er sich ganz besonders, mit seinen Arbeiten in Magdeburg dabei zu sein.
Noch bis zum Sonntagabend findet in der Magdeburger Stadthalle die Messe/Mitte statt. Über 80 Künstler verschiedener Genres präsentieren sich und ihre Werke. Täglich von 11 bis 19 Uhr. (Birgit Ahlert)
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