Zinnober Kunstverein
In der Kunst sind alle Menschen gleich. In ihrer Kreativität natürlich, doch vor allem ist jede Kunst und somit jeder Künstler einmalig. Zur Kunst gehört, anders sein zu wollen und auch zu dürfen. Der Magdeburger Kunstverein Zinnober bietet die Möglichkeit dazu. Dort treffen sich regelmäßig Menschen, um sich künstlerisch auszuleben. Völlig egal ist dabei ihr Lebenshintergrund – woher sie kommen, was sie beruflich machen oder ob sie eine Behinderung haben. „Alle sind gleichberechtigte Künstler“, betont Wolfram Stäps, Gründer und Leiter des Vereins. „Sie können hier ihr Talent ausprobieren, vertiefen und präsentieren.“ Dabei formieren sich Emotionen – auf beiden Seiten, bei Künstler wie Betrachter. Das ist, was in vielen Teilen der Gesellschaft noch immer schwerfällt: gelebte Inklusion. Eine die verbindet, die vorantreibt, die eine facettenreiche Kunst entstehen lässt.
Bei Zinnober finden Künstler/-innen ohne und mit sogenannter geistiger Behinderung gleichberechtigt ihren Raum und zusammen. Der 1997 gegründete gemeinnützige Kunstverein ist eigenständig, ohne Dachverband, unabhängig jeder Form von Therapie, Leistungsaspekten oder pädagogischer Kunsterziehung. Im Mittelpunkt steht allein das künstlerische Tun. Der Verein finanziert sich über Spenden und den Verkauf der Kunstwerke. Die sind gefragt, sogar international.
Bei zahlreichen Ausstellungen waren bereits Arbeiten der Zinnober-Künstler zu sehen. Zum Teil gemeinsam ausgestellt, aber auch in Einzelexpositionen, in Magdeburg (u.a. bei der Kunstaktion „Sinnlichkeit“ vom Kulturanker e.V.) und anderen Städten wie Berlin und Frankfurt. Bei der Kunst/Mitte-Messe sind sie das erste Mal vertreten. Als Besucher kennen Wolfram Stäps und die Vereinsmitglieder die Messe natürlich, haben sich in den Vorjahren am Wasserturm ebenso wie im AMO umgesehen. Als Aussteller mit eigenen Werken ist es eine Premiere. „Das ist ja eine besondere Messe“, sagt Wolfram Stäps, „deshalb freut uns das besonders“.
Zunächst waren drei Künstler mit ihren Werken vorgesehen. Darunter Torsten Klotzsch. Seine Bilder strahlen eine archaische Kraft aus, der man sich kaum entziehen kann. Er hat für seinen eigenen Stil eine spezielle Technik entwickelt, in der er Acrylfarbe und Kreide verwendet. Mit vielen übereinander aufgetragenen Schichten entsteht eine spezielle Tiefe. Maskenhafte Gesichter erhalten etwas Außerweltliches … Seine Werke sind international gefragte Sammlerstücke.
Lothar Herwig ist Mitbegründer des Kunstvereins und hat dessen künstlerische Entwicklung wesentlich mit gestaltet. Mit Geschicklichkeit und Vielfalt gestaltet er Druckplatten aus Holz und Linoleum. Er experimentiert mit allen ihm zur Verfügung stehenden Materialien und lässt somit Kunstwerke entstehen, die unverwechselbar und faszinierend sind. Er wird mit großformatigen Arbeiten auf der Messe vertreten sein.
Peter Schröders Werke sind gezeichnet von architektonischer Formensprache. Mit kleinem Pinsel gestaltet er monogame Flächen und gibt ihnen Korrektheit. Wer ihm bei der Arbeit zuschaut, wird entführt in eine fast meditative Gestaltungskunst. Die jeweiligen Flächen werden mit Klebeband fixiert, ausgemalt und das mehrere Male überlappend, was vor allem bei großflächigen Arbeiten beeindruckende Ausmaße annimmt.
Zusätzlich aufgenommen in die Riege der Aussteller wurde ein künstlerischer Nachwuchs: Gustav Buchmayer, Jahrgang 2002, ist ein junger wilder Maler, der dem Menschen in seiner Vielfalt und in seiner Umwelt Ausdruck verleiht. „Brisant gut“, bezeichnet ihn Wolfram Stäps. Besonders lobenswert äußert sich er sich ebenfalls über Björn Schütze, ebenfalls seit Beginn an im Verein. Er überzeugte in den Vorjahren bereits mit seinen Arbeiten auf Karton und Leinwand. Seine neue Leidenschaft ist die Verbindung von Bild und Wort. Zu seinen Darstellungen gesellt er Worte, Gedichtzeilen, Botschaften oder taucht mit einzelnen Buchstaben in die Gefühlswelt.
Es wird also eine spannende Vielfalt geben. Die Künstler sind abwechselnd am Stand auf der Kunst/Mitte zu erleben. Den Verein repräsentieren außerdem mehrere Mitglieder, darunter Heike und Wolfram Stäps, Ramona Schulz, Reni Herfurt und die Kunststudentin Filomena Schäfer. (ab)
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