KUNST/MITTE Notes

Das Web-Magazin für Kunst und Kultur in Mitteldeutschland.

Von der Bedeutung des Materials

20.07.2020, Dorothea Hertel

Gib dem Mädchen ein Blatt Papier und einen Stift, dann haben wir unsere Ruhe. So zitiert Boglárka Balassa ihre Mutter und lacht dabei herzlich. „Als Kind war das für mich der schönste Zeitvertreib – ich habe schon immer gern gemalt“, erzählt die 1991 im ungarischen Zirc, unweit des Balatons, geborene Künstlerin. „In meiner Familie hat sich sonst niemand so intensiv mit Kunst auseinandergesetzt, außer mein Opa. Vielleicht habe ich von ihm etwas mit auf den Weg bekommen. Jedenfalls war für mich relativ früh klar, dass ich diese Richtung einschlagen möchte, weshalb ich ein Gymnasium mit künstlerischer Ausrichtung besucht habe“, schildert Boglárka Balassa. Nach dem Abitur folgte das Studium der Malerei an der Künstlerischen Fakultät der Universität Pécs.

Im Rahmen des Erasmus-Programmes kam sie anschließend nach Deutschland, erst an die Muthesius Kunsthochschule Kiel, später an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. „Während ich in Ungarn die Grundlagen der klassischen Malerei gelernt habe und mich beim Studium auch ausschließlich darauf konzentrieren sollte, konnte ich mich in Deutschland viel mehr ausprobieren, Dinge hinterfragen und mich frei entfalten“, sagt die gebürtige Ungarin und fügt an, dass dies ein wichtiger Grund gewesen sei, weshalb sie sich entschied, nach dem Ende des Studiums in Karlsruhe zu bleiben. Auch wenn ihr Familie und Freunde sehr fehlten, bereue sie die Entscheidung nicht. Schließlich sei die Kunst ein probates Mittel, dies zu verarbeiten – „eine Art Therapie“, so die 29-Jährige.

Die Möglichkeit, sich frei zu entfalten, hat Boglárka Balassa dazu gebracht, sich von der klassischen Malerei zu lösen, sie gar aufzulösen, und darin ihre Linie gefunden. „Ich habe viele Dinge hinterfragt, angefangen von der Bedeutung der Materialien, dich ich bei der Arbeit im Atelier verwende.“ Sie hat Leinwände seziert, sich mit ihren Fasern, mit ihrer Struktur vertraut gemacht und baut ihre Arbeiten darauf auf. „Das Material ist für mich genauso wichtig wie der Ablauf und das Ergebnis meines Schaffens“, erklärt die 29-Jährige und führt aus, dass sie viel Geduld und Konzentration bei der Umsetzung ihrer Ideen, den repetitiven Abläufen, braucht. Aus diesem Grund arbeitet sie am liebsten vormittags und ohne Einflüsse von außen. „Ich mag die Stille, obwohl ruhige Musik auch gut zu meinen Abläufen passt“, sagt Boglárka Balassa und macht eine ausgedehnte Pause. „Aber wenn ich so darüber nachdenke, kann ich auch sehr gut zur Musik der ungarischen Volkstänze arbeiten.“ Und die ist alles andere als ruhig. (Tina Heinz)

Boglárka Balassa – Auflösung V (Öl auf Leinwand, 2019)

PS: Abonnieren Sie unseren Newsletter, wenn wir Sie über Kunst und Kultur in Mitteldeutschland auf dem Laufenden halten sollen.

Newsletter

Hinweise auf neue Beiträge und unsere Kulturtipps erhalten Sie nur über unseren Newsletter: