KUNST/MITTE Notes

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Nicht ohne Mühe. Eine Hommage.

03.05.2019, Annette Behr

Zur Ausstellungseröffnung: „Mischpoche“ von Andreas Mühe.

Familie Mühe. Copyright: Andreas Mühe, "Mischpoche". Fotografin: Annette Behr
Familie Mühe. Copyright: Andreas Mühe, „Mischpoche“. Fotoaufnahme: Annette Behr

Die Plakate mit den dramatisch blauen Augen sind omnipräsent. In Berlin hängt das Foto mit der Büste von Ulrich Mühe, zur Ausstellung „Mischpoche“, in U-Bahnhöfen und im Stadtbild. Stark, groß, einnehmend. Der außergewöhnliche Schauspieler Ulrich Mühe spielt in dieser Ausstellung noch einmal eine letzte Hauptrolle. Inszeniert von seinem Sohn, dem Fotografen Andreas Mühe. Nicht als „Der letzte Zeuge“, aber als ein Zeitzeuge inszeniert er seine Familienaufstellung, wie es sie nie gab. Zu sehen ist die fotografische Werkserie im Hamburger Bahnhof bis zum 11. August 2019.

Vater, Andreas Mühe, 2017. Ausstellung "Mischpoche" 2019. Fotoaufnahme: Annette Behr
Vater, Andreas Mühe, 2017. Ausstellung „Mischpoche“ 2019. Fotoaufnahme: Annette Behr

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Für Andreas Mühe passt der Satz zu hundert Prozent. Er ist der Sohn des 2007 verstorbenen Schauspielers Ulrich Mühe und dessen erster Frau, der Theaterintendantin Annegret Hahn. Andreas Mühe gibt in seinen Familienbildern und Porträts sämtlichen Familienmitgliedern, ob tot oder noch lebend, einen Platz. In einem aufwendigen Akt von 3 Jahren ließ Mühe dazu lebensechte Figuren seiner toten Familienmitglieder nachbauen, um sie dann nach seiner Fasson zu gruppieren und auf Fotografien abzulichten. Im Mittelpunkt steht dabei ikonisch inszeniert sein Vater, Ulrich Mühe. Auf zwei opulenten Familienporträts werden jeweils die Familienmitglieder der väterlichen und der mütterlichen Seite in Szene gesetzt. Die Großeltern und Eltern sind in ihren späten Dreißigern dargestellt. In diesem Alter war auch Andreas Mühe, als er mit den Arbeiten zu Mischpoche begann. „Die Menschen kommen in der Hälfte des Lebens zurück“, meint Mühe zu dieser besonderen Biografiearbeit. Der Sohn und Fotograf setzt sich mit seiner Familiengeschichte auseinander, indem er die „toten Puppen“ verlebendigt. Die Figuren wirken plastisch kalt, künstlich und berühren dennoch. In den Aufnahmen lässt Mühe seine Familie zusammenkommen, wie es ihm gefällt und wie es real nie möglich gewesen wäre. Die Familienbilder erinnern an prächtig-festliche Weihnachtsaufführungen im Stadttheater. In der Szenerie nicht zu übersehen, sind die bekannten Verwicklungen der Liebesdramen rund um die drei Ehefrauen von Ulrich Mühe. „Alles ist Fiktion und Illusion“, sagt Andreas Mühe während der Ausstellungseröffnung. Und Kurator Udo Kittelmann ergänzt: „In Mischpoche tritt eine spürbare Dramaturgie zutage“. Was dabei Wahrheit und was Konstruktion ist, bleibt ein Geheimnis. Offensichtlich ist allerdings die komponiert-liebevolle Hommage an Ulrich Mühe.

Im Hamburger Bahnhof (Berlin) wurde soeben die Ausstellung "Mischpoche" mit Arbeiten von Andreas Mühe eröffnet.
Im Hamburger Bahnhof (Berlin) wurde soeben die Ausstellung „Mischpoche“ mit Arbeiten von Andreas Mühe eröffnet. Foto: Annette Behr

Museum Hamburger Bahnhof
Invalidenstraße 50-51
10557 Berlin

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