Es dreht sich ziemlich stark um Fragen der Identität, Zugehörigkeit, um Angst, Leben und Ausdrucksmöglichkeiten: Im Rahmen des dritten Berliner Mitte Media Festivals vom 18.-20. April 2019 werden die Räume der vier Veranstaltungsorte mit Ideen, Diskussionen und mit internationalen Werken gefüllt.
Das eintrittsfreie Festival feiert Künstlerinnen und Künstler in einem umfassenden Programm und erkundet dabei zeitgenössische Ideen, aufkommende Talente und neue Plattformen. Ultrakurze Filme, Fotografien, Bücher, Stummfilme, digital und mixed media sind gleichsam Teil des #mmf, um sowohl das Verlangen nach künstlerisch relevanten Positionen als auch die kreativ-spirituellen Verbindungen zwischen den Menschen voranzubringen. Nicht ohne Grund wurde das Mitte Media Festival auf‘s Osterwochenende gelegt. Die tiefen Wurzeln der Menschheit durch alle Zeiten hindurch werden sich im Heute, im digitalen Zeitalter, auf unterschiedliche Weise mit ihrer Geschichte verknüpfen.
Am Freitagabend beispielsweise wird Carsten Becker seine Fotoserie „Agfacolor“ zeigen und mit der Neurowissenschaftlerin Ina Filla über „Trauma durch die Zeit“, transgenerationales Trauma, sprechen. „In der Fotoreihe „Agfacolor“ von Carsten Becker geht es um verwaschene, kollektive Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Ausschnitte aus alten Farbfotos werden hochaufgelöst gezeigt, mit allen Unzulänglichkeiten, die sich eingeschlichen haben. So sind es eher Erinnerungssequenzen, vielleicht Trauma-Landschaften, die aus der Vergangenheit hochgespült werden.“, sagt Stephan Klee über die wirklich sehenswerten Arbeiten.
Am Samstagabend bespricht die Fotografin Sandra Ratkovic die Frage: „Wie wirkt sich der Brexit auf im Ausland lebende britische Künstler aus?“ mit Maria Marshall, Video-Künstlerin, Berlin/UK, mit Minnie Weisz, Foto- und Videokünstlerin, UK, mit Musiker Dawn Lintern, Berlin/UK und Terence Egbelo, einem Analytiker von Investmentgeschäften, Berlin/UK.
Danach stellt Symboter (Olaf Schirm) im Interview sein luminokinetisches Werk „Xpect“ vor: Gesteuert wird das Objekt durch eine künstliche Intelligenz (KI), die während des Ablaufes ein Eigengefühl für die dargestellten Farben, Kombinationen und Geschwindigkeiten entwickelt. Das führt zu einem künstlichen Glücksgefühl durch Eigenbeobachtung und kritischer Analyse. Ob der Gefühlszustand von „Xpect“ wütend oder harmonisch ist, kann der Betrachter durch eine LED im Sockel sehen.
Weiteres Info- und Bildmaterial zu den Künstler*innen, befindet sich in der Pressemitteilung und immer aktualisiert auf fb. Vor allem wird das Festival finanziert durch den Sammler Leo Kuelbs – ein bemerkenswertes Beispiel dafür, was Sammler*innen alles bewegen können und das auch realisieren. Daneben bringen andere Sammlungen Arbeiten mit ein, zum Beispiel von Jaya Suberg und von François Escalmel.
Das Mitte Media Festival wurde 2017 vom US-amerikanischen Kurator und Kunstsammler Leo Kuelbs, in Zusammenarbeit mit den Fata Morgana Galerie-Partnern Robin Resch (coGalleries) und Konstantin Kopietz (Z-Bar und Kino) gegründet. Kuelbs, sesshaft in New York, besucht seit 2009 regelmäßig Berlin und findet besondere Inspiration in Mitte, ein Berliner Bezirk, der einst zu der DDR gehörte und mehrmals davor und danach gründliche Umwandlungen erlebt hat.
Moving Silence, das Berliner Netzwerk für zeitgenössischen Stummfilm, präsentierte in Zusammenarbeit mit dem ungarischen Medienkünstler Eszter Szabó und Leo Kuelbs „Avalanche!“, das im Februar in NYC auf die Manhattan Bridge im Rahmen der international bekannten LIGHT YEAR-Serie projiziert wurde. Eine inspirierte Gruppe internationaler Künstler verlieh hier den unhörbaren Ängsten, die in animierten, kamerabasierten und digital entstandenen Werken enthalten sind, Tiefe und Dimension. Überraschend, bittersüß, manchmal lustig und intensiv… Ihre Arbeiten sind auch auf dem Mitte Media Festival vertreten. Erfahren haben die Veranstalter hier vor allem die Angst von Künstler*innen, nicht gehört zu werden in einer Umgebung, die völlig außer Kontrolle ist.
2007 ist Leo Kuelbs auf die Z-Bar und das Kino aufmerksam geworden. Dieses Lokal ist schon lange ein Sammelpunkt der Berliner Kunstwelt gewesen, insbesondere für Filmemacher*innen und zunehmend auch Videokünstler*innen. Die nahegelegene Fata Morgana Galerie (vormals Sur la Montagne), auch ein stadtbekannter Kunstveranstaltungsort, ist gleichermaßen zum Symbol der Entwicklung von Berlin-Mitte vom ausgebombten Niemandsland zum Mittelpunkt internationaler künstlerischer Ausdruck und Ideen geworden. Partner des Festivals sind neben der Directors Lounge (ein Filmemacher-Klub aus Friedrichshain mit tiefen Verbindungen zur zeitgenössischen, deutschen Filmgeschichte), der Fotografin Sandra Ratkovic und dem Kurator Thomas Zandegiacomo Del Bel (Zebra Poesie Group), dem Online-Magazin KunstLebenBerlin und dem Collectors Club, die DNA Galerie, einer der angesehensten Aussteller von Videokunst in Europa und die BENHADJ & DJILALI Galerie mit einem Sonderprogramm zu Staatsgrenzens- und Zuwanderungsthemen.
Mitte Media Festival 2019 der Leo Kuelbs Collection 18.-20. April 2019
Fata Morgana Galerie: Torstraße 170, BENHADJ & DJILALI Galerie: Torstraße 170, Z-Bar: Bergstraße 2 und DNA Galerie: Auguststraße 20 Berlin.
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