KUNST/MITTE Notes

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Tonspuren

28.09.2018, Uwe Förster


Brian Eno, Chord Tritone, 2017, Courtesy: Paul Stolper, contemporary art gallery, London

Die große internationale Ausstellung AMBITUS. Kunst und Musik heute zeigt faszinierende Verbindungen von bildender Kunst und Musik.

Den Kopf in die Wolken stecken oder von Musik durchdrungen werden, das ist in der Ausstellung AMBITUS. Kunst und Musik heute möglich. Schon daran wird deutlich, dass AMBITUS keine gewöhnliche Ausstellung ist. Selten zuvor war ein so breiter Querschnitt der zeitgenössischen Klangkunst zu erleben.

Die Cloud von Christina Kubisch steht dabei am Beginn des Weges und das in mehrfacher Hinsicht, denn die Künstlerin gehört ohne Zweifel zu den frühen Protagonistinnen dieser Kunst in Deutschland und darüber hinaus. Ihre Installation ist ein elektromagnetisches Instrument, an und mit dem jeder zum Komponisten werden kann. Vielleicht ist es auch eine Ästhetisierung des Technischen, denn der Klang der Wolke setzt sich aus verschiedenen Quellen zusammen, die die Künstlerin in ihrer Arbeit vernetzt hat.
Im Sonic Bed von Kaffe Matthews wird man hingegen durch das Vibrieren der Bässe von der Musik körperlich berührt. Die physische Wahrnehmung von Musik ist Teil des künstlerischen Konzepts und findet sich auch wieder bei den Sonic Bikes. Mit diesen Fahrrädern kann man Magdeburg entlang der Elbe erkunden, akustisch begleitet von einer Komposition der britischen Künstlerin.
Eine weitere facettenreiche Arbeit ist Working Class Hero von Candice Breitz. Dem gleichnamigen Lied von John Lennon gewidmet, gehört es in die Reihe ihres Fan-Projektes, bei dem sie in mehreren Ländern (z.B. Jamaica und Deutschland) Fans von Musikstars ins Studio einlädt. Durch das Prisma des Alltags gebrochen, verschwindet das Glamouröse und lässt das Authentische aufscheinen.

Douglas und David Henderson entführen uns wenige Schritte entfernt in eine Welt rätselhafter Klangkaskaden und Objekte. Ihre meerblauen Trichter hängen von der Decke herab oder wachsen aus dem Boden. Deren Form scheint technischer Natur zu sein, aber sicher ist das keineswegs.

Neben solchen Werken, die einen gesamten Raum des Museums einnehmen, gibt es auch wesentlich kleinere, wie das sich immer wieder neu komponierende Bild von Brian Eno. Ganz bewusst setzt er, der zu den einflussreichsten und erfolgreichsten Musikern der vergangenen Jahrzehnte gehört, auf die Bewegung, die sich wiederum mit der dazu komponierten Musik verbindet, ohne deren Rhythmus synchron zu spiegeln.

Insgesamt sind Arbeiten von mehr als 25 Künstlerinnen und Künstlern zu sehen und fast immer auch zu hören. Das Kunstmuseum ist jedoch nicht der einzige Ausstellungsort. Das gesamte Projekt wurde in Kooperation mit dem Gesellschaftshaus Magdeburg realisiert. Deshalb sind einige der Klanginstallationen dort im Haus der Musik zu erleben. Dazu gehört jene von William Engelen. Hier konnten sich sogar ehemalige Klavierschülerinnen aus Magdeburg und Umgebung beteiligen. Mit Fräulein Grosch erzählen sie über ihre Erlebnisse und Erfahrungen.

Einer gewissen Beteiligung oder Interaktion bedarf jedoch der Besuch der Ausstellung generell. Denn man ist intensiver gefordert, denn der Klang lässt sich—im Gegensatz zu stummer Kunst—nicht ignorieren. Die Musik steht zwar im Mittelpunkt, aber es werden ebenso Brücken zur Malerei, Grafik, zu Video, Skulptur und anderen Darstellungsformen geschlagen.

Die Ausstellung läuft bis zum 6. Januar 2019. Informationen zu Begleitveranstaltungen finden Sie auf der Website des Kunstmuseums Magdeburg.

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