KUNST/MITTE Notes

Das Web-Magazin für Kunst und Kultur in Mitteldeutschland.

Quote überflüssig

04.09.2018, Karl Ludwig Weise

Auf der KUNST/MITTE 4 ist in Sachen junge Kunst diesmal geballte Frauenpower zu sehen. Unter den 6 Einzelkünstlerinnen sind gleich fünf Frauen zu finden, die am tradierten Kunstkorsett rütteln: Zeichnungen im Raum, Installation, Skulpturen, Objektkunst, Performance, Videokunst… die Quote macht hier Pause.

Es war einmal eine Förderkoje. Bedenkt man, dass sich das deutsche Wort Koje vom lateinischen cavea „Verschlag, Kaue, Käfig“ ableitet, dann muss man es schlichtweg für die beste aller Entscheidungen halten, aus der verschlagenen Situation einen weitläufigen, junge Kreative feiernden YAS zu machen. YAS steht, anglistisch entlehnt, für Young Artist Space, Raum für junge nationale und internationale Künstlerinnen und Galerien.

Auf 100m² Präsentationsfläche zeigen sich seit 2017 Künstlerinnen (bis zum 30. Lebensjahr) und neue Galerien/Galerieprojekte (deren Galeriebetrieb nicht länger als 3 Jahre besteht).

Wir sind mittlerweile weit davon entfernt, dass Kunstakademien den Frauen verschlossen bleiben (bis in die 1920er Jahre), weit entfernt von Malweibern und Damenakademien. 2018 wird es einen starker weiblicher Aufschlag im Galeriegeschoss des Pumpenhauses am Salbker Wasserturm geben.

Exempelhaft stellen wir hier 2 der YAS-Vertreterinnen vor. Beide Absoventinnen der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle/Saale. Unterschiedlich im Werk, im Ausdruck, aber gleichwertig in ihrer künstlerischen Ausstrahlung, in der Präsenz ihrer Arbeiten.


(Webseite: Abstufung (118)/*2018)

Julia Morin, in Memmingen geboren, Kunst- und Kunstpädagogikstudium an der Burg Giebichenstein/Halle Saale, bedient sich in ihren Installationen unprätentiös an der Alltagswelt. Gegenstände des häuslichen Gebrauchs, ein Schwamm, ein Laken, altes Brot oder ein Handtuch, werden jenseits ihrer ansonsten festgeschriebenen Funktion in einem neuen Kontext offeriert. Gestelle und Halterungen sind eigens für die Gegenstände angefertigt, ihre konzentrierte und schlichte Formensprache geht einher mit der Beiläufigkeit der Objekte selbst.

Dialog und der assoziative Kombinatorik stehen im Fokus ihres Denkens. Bei Julia Morin geht es um Neu-Ordnung, dabei lassen sich leichte Irritationen und Hmmms nicht vermeiden; wollen auch nicht vermieden sein. Readymades, Assemblagen, … wohl eher Julia Morin.


Foto: aus Wer schläft_2, 2016, Video, Ton, Farbe, 12 Min. 30 Sek., Loop.

Gala Goebel, lebt und arbeitet in Leipzig. Aus ihrem genremäßig weitaufgespannten Werk werden auf der KUNST/MITTE 4 Videoarbeiten zu sehen sein. Film in immer wiederkehrender Schleife. Gesten, Bewegungen, Vorgänge, Alltagsabläufe bleiben als Rest stehen. Auch hier Entfremdung, Blickwechsel und neue Kontexte. Wie etwa in ihrem Video Eiskunst, *2016, in dem nur die Eiskunstlauffiguren als Anknüpfungspunkt zum Titel bleiben, getanzt, gesprungen, gelaufen auf blankem Asphalt. Hinterlassene Spuren allenthalben.

Die junge Kunst zur KUNST/MITTE 4, da oben im Galeriegeschoß ist überraschend, pur, hat unmittelbar mit uns zu tun. Mehr über die Künstlerinnen des YAS/YoungArtistSpace 2018 in unserer Ausstellerübersicht.

PS: Abonnieren Sie unseren Newsletter, wenn wir Sie über Kunst und Kultur in Mitteldeutschland auf dem Laufenden halten sollen.

Newsletter

Hinweise auf neue Beiträge und unsere Kulturtipps erhalten Sie nur über unseren Newsletter: