«Ich mache Kunst»—mit diesem Statement des Künstlers kann für mich eine Publikation über Thomas Prochnow beginnen, enden und einziger Inhalt sein. Ist es doch die Antwort auf die Frage, wie seine Arbeit zu beschreiben sei.
Nach seiner Aussage arbeitet er in Räumen und erlebt diese, schaut, was der Raum ihm vorgibt. Nun bringt er sich in diesen Raum ein. Sei es durch das Installieren von Dingen, die sich ihm offenbaren und nach denen der Raum verlangt, oder durch Farbe. Von großen kräftigen Farbflächen bis zur geometrischen Anordnung von farbigen Linien ist alles möglich.
Ich sehe, er formt um, er verändert minimal, installiert bereits Gebrauchtes oder selten beachtete Alltagsgegenstände.
Er nutzt das Diktat, das Diktat, welches ihm Ordnung und die Mathematik suggeriert. Seine Arbeit wird von geometrischen Verhältnissen bestimmt, auch Farben werden zueinander ins Verhältnis gesetzt. Material, Maße und Raum verhalten sich zueinander.
4 RIES, 2013, Din A4 Papier geklebt auf Papier, Acryl, Holz, Glas, Metal und doppelseitiges Klebevlies
Thomas Prochnow steigt in Räume ein. Es ist, als lege er frei, was ich nicht sehen kann. Es scheint, als schaffe er es, unser Universum transparent zu machen, und zeigt mir ein paralleles Universum, welches nur der Künstler vor uns schon sah. Gleichgültig wie er es macht, es ist ein sinnliches Erlebnis, seine Kunst zu erfahren. Seine Werke sind präsent und doch unaufdringlich. Selbst grelle Farben kommen elegant daher, so, als sind sie ein natürlicher Bestandteil des Ganzen, immer schon da gewesen und nun kann ich es erleben. Er öffnet mir die Sinne für etwas, was ich zwar sehe, jedoch weder erklären will noch kann. Ich fühle nur.
Für seine Raumgrafikinstallationen verwendet er verschiedene Materialien. Er nutzt architektonische Vorgaben, akzentuiert diese oder verändert sie leicht konträr. Er selbst beschreibt sie so: „Ich denke zunächst erst einmal vor allem an die Ästhetik, den künstlerischen Ausdruck. Oft verwende ich Gegenstände aus dem Alltag, dekontextualisiere sie und werte sie ästhetisch um. Ich arbeite mit ihnen, verändere sie, sodass ihre Herkunft und ursprünglichen Materialien noch sichtbar sind, sie jedoch anders erscheinen.“
Nun kommt dieser außergewöhnliche Künstler nach Magdeburg. Magdeburger Kunstfreunde frohlocken. Thomas Prochnow wird im Rahmen der KUNST/MITTE 2018 in einige Räume einsteigen: Den Salbker Wasserturm und der dieHO Galerie. Was er dort realisiert, ist zur Zeit nicht klar. Er steht noch mit den Räumen in Diskussion.
Wenn er dann wieder geht, ist sein Part beendet. Er geht und schaut nicht zurück. Was er geschaffen, wird auf Foto, Video und im Wort archiviert. Das Werk selbst überlässt er dem Betrachter und der Zeit. Was auch immer mit dem Werk passiert, unterliegt nicht mehr seinem Einfluss noch seinem Interesse. Dies ist Prinzip und Kalkül. Die Kunst besteht, so lange Sie eben besteht. Sie verändert sich, bleibt dabei sein Werk. Selbst wenn die Sicht in das andere Universum nicht mehr existent ist, bleibt es. Es bleibt in der Erinnerung des Machers und derer, die es erfahren durften. Erinnerungen, die sich verändern und dann verblassen. Gut, die Halbwertzeit dieser Werke liegt im Moment noch weit hinter der Höhlenmalerei von Lascaux, auch werden sie niemals über dem Bett eines Kunstsammlers hängen, allerdings bestätigt seine Arbeit die Worte Thomas Prochnows: «Ich mache Kunst.»
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