KUNST/MITTE Notes

Das Web-Magazin für Kunst und Kultur in Mitteldeutschland.

Kunst? Ein zähes Geschäft …

15.07.2025, kompakt redaktion

Was hängt da an der Garderobe? Ein Gehirn! Was sonst?! Wer nur einen flüchtigen Blick auf die Werke der in Hamburg geborenen Künstlerin Birgit Horn wirft, dem entgehen interessante Details. Zunächst mag man Alltagssituationen wahrnehmen, banale Dinge. Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich eine tiefere Ebene – krabbelt eine riesige Ameise über den Schrank, der hier und da von Pflanzen eingenommen wurde und darüber baumelt eben ein Gehirn an einer Garderobe aus Paletten. Birgit Horn lacht. „Da ist es wieder – das Ding mit dem Upcycling. Eine Garderobe aus Paletten.“ Denn ihre große Leidenschaft ist die gegenständliche Ölmalerei. Ihre kreativen Wurzeln sind jedoch im Upcycling zu verorten. „Ich brenne dafür, alten Sachen einen neuen Wert zu geben, alt mit neu zu kombinieren“, erzählt die Mutter dreier Kinder.

Bereits in jungen Jahren fiel Birgit Horn in ihrer Familie durch den kreativen Drang auf. Sie zeichnete Comics ab, baute kleine Objekte aus Kronkorken, sammelte Eindrücke und Formen. „Kreatives Arbeiten begleitet mich, solange ich denken kann, vielleicht zunächst hintergründig, zweitrangig – inzwischen aber hauptberuflich.“ Nach dem Schulabschluss war sie in einem Unternehmen tätig, das Kunststoffe recycelte – ja, recycelte –, und übernahm dessen Geschäftsführung. Alte Möbel wurden nebenbei aufgearbeitet, erste künstlerische Projekte verwirklicht. Erst mit der Geburt ihrer Kinder und einem bewussten Umbruch wurde aus der Berufung schließlich der Beruf. „Ich habe in der Zwischenzeit viel ausprobiert, habe in einer Kreativschule gearbeitet, mich mit Siebdruck und anderen Techniken beschäftigt und viel hinzugelernt.“

Ihren Lebensmittelpunkt hat Birgit Horn ins Ländliche verlegt – zwischen Lüneburg und Lauenburg. Werkstatt und Atelier im Grünen. Und die Gründung ihres Labels MoebelArt Horn markierte vor mehr als zehn Jahren einen Neuanfang. In ihrer Holzwerkstatt fertigt sie seitdem Unikate aus Altmaterialien – Hölzer werden durch Siebdruck, Collage oder Malerei zu designstarken Wohnaccessoires geformt. Ihre Arbeiten standen auch im Fokus der Fernsehsendung „Schätze aus Schrott“, in der sie 2018 und 2019 als Upcycling-Künstlerin einem breiteren Publikum bekannt wurde. Die Unikate kann man übrigens in ausgewählten Concept-Stores im norddeutschen Raum entdecken. „Wie in allen Dingen war mein Start im künstlerischen Bereich ein zähes Geschäft“, schildert die gebürtige Hamburgerin. „Aber mit jeder Ausstellung, mit jedem Kontakt, den man knüpfte, wurde es besser – bloß den Kopf nicht hängen lassen!“

Und inzwischen hat sich der Fokus ihres Schaffens stärker in Richtung Malerei verlagert. „Es fühlt sich beides gut an, die Malerei lief die gesamte Zeit parallel zu meinen Upcycling-Aktivitäten. Es dauerte eine Weile, bis ich mutiger wurde und mich mit der Malerei in die Öffentlichkeit getraut habe“, erzählt Birgit Horn und fügt an: „Wenn ich mich entscheiden müsste – dann für die Malerei. Sie ist wie ein Kind, das ich großgezogen habe.“ Doch zum Glück muss sich die Künstlerin nicht entscheiden. Denn wenn man sich mit ihr über die Themen Upcycling und Malerei unterhält, bleibt kein Zweifel: Birgit Horn liebt die kreative Arbeit – das schwingt in ihrer Stimme und in ihrer Art, über einzelne Werke zu sprechen, mit. Und vielleicht hat der eine oder andere Besucher der KUNST/MITTE 2025 die Gelegenheit, sich mit ihr auszutauschen. (Tina Beddies-Heinz)

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