
Bereits im Alter von 15 Jahren habe sie mit der Plein-Air-Malerei begonnen, also dem künstlerischen Schaffen im Freien. Und diese Faszination habe sie bis heute nicht losgelassen, schildert Alwine Baresch, die ihre großformatigen, abstrakten Landschaftsgemälde zum ersten Mal bei der diesjährigen KUNST/MITTE in Magdeburg ausstellt. 1995 im rumänischen Caransebeş (Region Siebenbürgen) geboren, lag es für sie nahe, sich dem Studium der Freien Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig zu widmen, wo sie nach einem Auslandsjahr an der Universitatea de Artă și Design in Cluj-Napoca (Rumänien) und nach dem Diplom-Abschluss Meisterschülerin bei Wolfgang Ellenrieder war.
„Während meines Studiums ging es mir darum die typischen Merkmale der Landschaftsmalerei aufzubrechen“, erklärt die junge Künstlerin. „Die großen Formate haben mich schon damals und auch heute noch sehr gefordert. Deshalb war es meine Motivation, die Zeit und den Platz während des Studiums zu nutzen, um mit diesem Format umzugehen.“ In ihren Werken kombiniert und fusioniert Alwine Baresch reale und künstlerisch erdachte Elemente mit abstrakten Formen. Formen überlappen sich, Farben werden mit feinen Pinselstrichen und mit grobem Spachtel aufgetragen und zum Teil wieder abgekratzt, sodass die Textur des Leinwandstoffs und damit der Prozess des künstlerischen Schaffens wieder erkennbar werden.
„Die Leinwand stelle ich bei Bedarf auf den Kopf oder auf den Boden – dabei arbeite ich dynamisch mit dem gesamten Körper, fokussiert an der Ausarbeitung natürlicher Strukturen“, schildert die in Braunschweig lebende Künstlerin. „Aus den einzelnen Schichten, angefangen mit der Hasenleimgrundierung, den ersten Schichten aus Acrylfarbe und den obersten aus Öl, entwickeln sich Tiefen und Kippmomente in den einzelnen Bildern.“ So seien in den vergangenen sieben Jahren vor allem großformatige Leinwände entstanden. „Diese Großformate sind deshalb wichtig, um der Natur, der Landschaft wieder mehr Platz und Aufmerksamkeit zu verschaffen.“
Platz zum Arbeiten findet Alwine Baresch in ihrem Sommeratelier – in einer alten Scheune. Während der Wintermonate nutzt sie das Atelier in ihrer Wohnung, wo kleine bis mittelgroße Formate erschaffen werden. „Meine Arbeiten entstehen spontan, aber auch geplant. Zu manchen Arbeiten gibt es Skizzen, zu anderen nicht. Zu Beginn habe ich aber fast immer eine Idee und eine Farbpalette, die ich anwenden möchte. Wenn ich mit den Landschaften nicht weiterkomme, entstehen neue Skizzen – dadurch ist auch innerhalb des Skizzenbuches bei manchen Arbeiten eine Entwicklung sichtbar.“ Ihren Arbeitsplatz beschreibt die Künstlerin als übersichtliches Durcheinander. „Jeden Abend nach der Arbeit räume ich erst einmal auf, damit ich am nächsten Tag in einen ordentlichen Raum komme. Deshalb wurde mir auch schon das eine oder andere Mal gesagt, dass die betreffenden Personen noch nie ein so aufgeräumtes Atelier gesehen hätten.“
Vielleicht braucht es beim Erschaffen solch großformatiger Gemälde auch eine gewisse Ordnung. So entsteht zu dem auf der Leinwand Gemalten ein gewisser Kontrapunkt. Und diesen hält Alwine Baresch auch in ihren Werken fest. Oder wie es Karin Kamolz, Kuratorin des „Kunstschaufensters“ im Hallenbad Wolfsburg formuliert: „Diese eigenartige Ästhetik beinhaltet Schönheit und Schrecken, Paradies und Dystopie, für Alwine Baresch kein Widerspruch. Sie zeigt, dass menschengemachter Klimawandel und Umweltzerstörungen bereits verheerendes angerichtet haben. Dennoch gibt es auch Schönheit, noch intakte Natur und es ist ihr Anliegen, diese abzubilden als Appell, eben diese Schönheit zu bewahren.“ (Tina Beddies-Heinz)
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