KUNST/MITTE Notes

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Berührend, verstörend, faszinierend

09.07.2025, kompakt redaktion

Wer den Blick über Juliane Hundertmarks Werke schweifen lässt, mag im ersten Moment abgeschreckt sein, verstört, verwundert, vielleicht aber auch fasziniert. Die 1971 in Mainz geborene und seit 2006 in Berlin lebende Künstlerin rückt mittels pastosem Farbauftrag, Graffiti, Zeichnung, Kalligrafie, collagierten Elementen, mit Kontrasten und detailgenauen Schilderungen das Abgründige im Alltäglichen in den Fokus. Wer sich Zeit nimmt, entdeckt in ihren Werken neben dem Grotesken, Skurrilen und Surrealen auch das Humorvolle. Ihre Bildwelten zeigen Wesen zwischen Mensch, Tier und Comicfigur – Mischgestalten, die uns mit verzerrten Gesichtern und übergroßen Augen anschauen und dabei eine unmittelbare Reaktion herausfordern.

An der diesjährigen KUNST/MITTE nimmt Juliane Hundertmark zum ersten Mal Teil. Ganz neu ist die Stadt an der Elbe für sie jedoch nicht: Bereits 2024 zeigte sie ihre Werke in der Galerie Himmelreich unter dem treffenden Titel „weird and interesting things“. Die Künstlerin, die in den 1990ern zunächst eine Ausbildung am Johann-Friedrich Böttger-Institut in Selb (Bayern) in der Fachrichtung Formgebung und Plastik abschloss, sich anschließend den Themen Gestaltung und Bühnenbild in Bayreuth widmete und 2006 das Studium der Freien Malerei an der Kunstakademie Nürnberg als Meisterschülerin beendete, vereint in ihren Werken Witz und düsteren Unterton und lässt so Szenen von eindringlicher Intensität entstehen.

Marko Schacher, Galerist aus Stuttgart, beschreibt die Wirkung ihrer Werke als ein Spannungsfeld aus „Hysterie und Happiness“, das wie ein Tanz zwischen Abi-Feier und Apokalypse wirkt. In seinen Augen sehen manche ihrer Gemälde aus, als hätten George Grosz und Janosch gemeinsam an ihnen gearbeitet. Ihre Kunst sei „verstörend und faszinierend zugleich“, die Gestalten in ihren Bildern seien „nicht eindeutig schön, aber auch nicht einfach hässlich – sie sind wie wir selbst: komplex, widersprüchlich, voller Sehnsüchte, Verletzlichkeiten und innerer Kämpfe“.

Kay Heymer vom Kunstmuseum Küppersmühle verortet Juliane Hundertmark kunsthistorisch in der Tradition der schwarzen Romantik sowie der Außenseiterkunst – in einer Linie mit Francisco de Goya, Heinrich Füssli, Egon Schiele, Jean Dubuffet oder Leonora Carrington. Dabei betont er nicht nur die formale Kraft ihrer Malerei, sondern auch die gesellschaftskritische Dimension: Ihre Bilder spiegeln die dunkle Seite der Konsumgesellschaft und geben scharfe Kommentare zu zwischenmenschlichen Abgründen.

Welchen Eindruck Juliane Hundertmarks Werke hinterlassen, liegt natürlich stets im Auge des Betrachters. Doch egal, ob berührt, verstört oder fasziniert – ihre Kunst bleibt im Gedächtnis. (Tina Beddies-Heinz)

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