KUNST/MITTE Notes

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Tapetenwechsel

25.07.2022, kompakt redaktion

Der Countdown zur KUNST/MITTE 2022 läuft. Vom 25. bis zum 28. August werden mehr als 160 Künstlerinnen und Künstler ihre Werke auf der Magdeburger Messe ausstellen. Um die Wartezeit zu verkürzen, stellen wir die Teilnehmenden in einzelnen Beiträgen vor. Diesmal: Ingrid Maria Stockmann aus Mengerskirchen:

Ein vernünftiger Beruf sollte es sein. Keine brotlose Kunst, wie das geflügelte Wort es beschreibt. Für Ingrid Maria Stockmann, 1960 in Lahr im Westerwald zur Welt gekommen, war der Weg zum künstlerischen Schaffen uneben und mäandernd. „Als Jugendliche wollte ich Modezeichnerin werden, aber meine Eltern waren dagegen“, schildert die gebürtige Hessin. „Lieber sollte ich einen Beruf ergreifen, der in ausreichendem Maß zu meinem Lebensunterhalt beiträgt.“ Also wurde sie Steuergehilfin und machte später eine Ausbildung zur Psychosomatischen Gesundheitstrainerin. Doch das Verlangen, im Bereich der Kunst tätig zu sein, ließ Ingrid Maria Stockmann nicht los.

In Hamburg absolvierte sie daher einen Kurs als Teacher für Keramikmalerei und machte sich mit einem Geschäft in diesem Bereich selbstständig. „Irgendwann war auch das nicht mehr das passende“, erzählt die 62-Jährige, „weil das Geschäft zu einer Firma mit mehreren Angestellten gewachsen war und ich in meiner leitenden Funktion zahlreiche Aufgaben wahrnehmen musste, die allerdings nicht mehr viel mit Kunst zu tun hatten.“ Da half nur eines: Firma verkaufen – Tapetenwechsel.

Im Alter von 37 Jahren meldete sich Ingrid Maria Stockmann, die 2022 erstmals an der Kunst/Mitte in Magdeburg teilnimmt, zum Studium der Bildenden Kunst in Wiesbaden an. Seitdem ist sie als freischaffende Künstlerin und als Dozentin für Kunst tätig und hat ihre Werke nicht nur in Deutschland, sondern unter anderen auch in den Niederlanden, der Schweiz, in Österreich, Italien und Brasilien ausgestellt. „Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Weg aufgrund der Unterstützung und des Verständnisses meines Mannes und meiner drei Kinder doch noch gehen konnte“, sagt die Künstlerin, die seit vielen Jahren im hessischen Mengerskirchen lebt.

Ihre Werke reflektieren die Verbindung des Menschen mit der Natur. „Wir müssen uns bewusst machen, dass wir die Natur dringend brauchen … wir müssen die Natur wieder mehr wertschätzen“, so Ingrid Maria Stockmann. Für ihre Arbeiten nutzt sie aus diesem Grund recycelte Materialien. „Vor ein paar Jahren wollte eine Firma alte, aber eben ungenutzte Tapeten loswerden. So bin ich zu einem Material gekommen, das vielfältig einsetzbar ist.“ Die Künstlerin faltet die Tapeten, wodurch sie ihre Farben und ihre Muster verändern – sie erhalten einen neuen Charakter. „Das macht die Faszination dieses Materials aus und die Tatsache, dass man gebrauchten Materialien ein neues Eigenleben einhauchen kann“, erklärt die 62-Jährige. „Eine Weile habe ich Landschaften und Meereslandschaften mit Hilfe der Tapeten erschaffen. Aktuell konzentriere ich mich auf die Beobachtung von Menschen – vor allen Dingen in Städten. Ich stelle sie in ihrer gewohnten Umgebung dar – wie sie beispielsweise mit dem Handy in der Hand um sich herum nichts wahrnehmen – und lasse in diesen Alltagssituationen die Natur durchbrechen.“  (Tina Heinz)

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