KUNST/MITTE Notes

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Alles verbindet sich in der Kunst

23.08.2021, kompakt redaktion

In der Kunst sind alle Menschen gleich. Doch vor allem ist jede Kunst und somit jeder Künstler einmalig. Zur Kunst gehört, anders sein zu wollen und auch zu dürfen. Der Magdeburger Kunstverein Zinnober bietet die Möglichkeit dazu. Dort treffen sich regelmäßig Menschen, um sich künstlerisch auszuleben. Völlig egal ist dabei ihr Lebenshintergrund – woher sie kommen, was sie beruflich machen oder ob sie eine Behinderung haben. „Alle sind gleichberechtigte Künstler“, betont Wolfram Stäps, Gründer und Leiter des Vereins. „Sie können hier ihr Talent ausprobieren, vertiefen und präsentieren.“ Dabei formieren sich Emotionen – auf beiden Seiten, bei Künstler wie Betrachter. Das ist, was in vielen Teilen der Gesellschaft noch immer schwerfällt: gelebte Inklusion. Eine, die verbindet, die vorantreibt, die eine facettenreiche Kunst entstehen lässt.

Bei Zinnober finden Künstler und Künstlerinnen ohne und mit sogenannter geistiger Behinderung gleichberechtigt ihren Raum. Der 1997 gegründete gemeinnützige Kunstverein ist eigenständig, ohne Dachverband, unabhängig jeder Form von Therapie, Leistungsaspekten oder pädagogischer Kunsterziehung. Im Mittelpunkt steht allein das künstlerische Tun. Der Verein finanziert sich über Spenden und den Verkauf der Kunstwerke. Und die sind gefragt, sogar international.

Bei zahlreichen Ausstellungen waren bereits Arbeiten der Zinnober-Künstler zu sehen. Zum Teil gemeinsam ausgestellt, aber auch in Einzelexpositionen, in Magdeburg (u.a. bei der Kunstaktion „Sinnlichkeit“ vom Kulturanker e.V.) und anderen Städten wie Berlin und Frankfurt. Bei der Kunst/Mitte sind sie zum zweiten Mal vertreten.

Zu sehen sind in diesem Jahr Werke von Torsten Klotzsch, dessen Bilder eine archaische Kraft ausstrahlen. Er hat für seinen eigenen Stil eine spezielle Technik entwickelt, in der er Acrylfarbe und Kreide verwendet. Mit vielen übereinander aufgetragenen Schichten entsteht eine spezielle Tiefe. Gegenwärtig arbeitet Torsten Klotzsch mit Emaille – diese Werke präsentiert der Magdeburger bei der Kunst/Mitte 2021 zum ersten Mal.

Peter Schröders Werke sind gezeichnet von architektonischer Formensprache. Mit kleinem Pinsel gestaltet er monogame Flächen und gibt ihnen Korrektheit. Wer ihm bei der Arbeit zuschaut, wird entführt in eine fast meditative Gestaltungskunst. Die jeweiligen Flächen werden mit Klebeband fixiert, ausgemalt und das mehrere Male überlappend, was vor allem bei großflächigen Arbeiten beeindruckende Ausmaße annimmt.

Ebenfalls bei der Kunst/Mitte vertreten ist Lothar Herwig, der als Mitbegründer des Kunstvereins dessen künstlerische Prägung wesentlich mitgestaltet hat. Mit Geschicklichkeit und Vielfalt gestaltet der gebürtige Leipziger Druckplatten aus Holz, Linoleum und Kupfer. Er experimentiert mit allen ihm zur Verfügung stehenden Materialien und lässt somit Kunstwerke entstehen, die unverwechselbar und faszinierend sind.

Björn Schütze ist ein intuitiver und kraftvoller Maler, der seine bevorzugten Techniken wie Ölkreide oder Filzstifte auf Karton bei der Kunstmesse präsentiert. Seine Leidenschaft ist die Verbindung von Bild und Wort. Zu seinen Darstellungen gesellt er Worte, Gedichtzeilen, Botschaften oder taucht mit einzelnen Buchstaben in die Gefühlswelt ein.

Seit 2006 Zinnober-Mitglied, sind in diesem Jahr zum ersten Mal Arbeiten von Hagen Liebke zu sehen. Der Magdeburger greift gern naive Bilder auf, gestaltet sie neu und unterlegt sie mit philosophischen Texten. Mit feinem Pinsel entstehen so neue Werke mit eigenem Charme. Seine Vielseitigkeit wird begleitet von einer faszinierenden verbalen Prosa. Die Gesamtheit von Wort, Bild und Geste prägen seine Kunst. (ba)

Peter Schröder – Häuserzeile

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