KUNST/MITTE Notes

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Klein … kleiner … Kiesi!

21.08.2021, kompakt redaktion

Ob Egon von der Olsenbande, die Beatles, eine Winterlandschaft, die Äste eines Baumes im Wind, einen alten BMW – „Kiesi“ bannt alles auf Leinwand. Aber nicht auf irgendeine Leinwand, sondern auf eine sehr, sehr kleine. Sozusagen im Briefmarkenformat. Und warum macht der Thüringer das? „Weil es zu wenig bezahlbare Kunst gibt“, entgegnet der Maler und Grafiker, der eigentlich Jörg Kiesslinger heißt und 1969 in Saalfeld an der Saale geboren wurde. „In solch einem kleinen Format, kann man alles malen, ohne genau zu sein, aber man hat auch keine Möglichkeiten zu spielen – jeder Pinselstrich muss sitzen. Viele sind der Meinung, das sei besonders filigran, aber das ist es gar nicht.“ Ein weiterer Grund, weshalb er auf kleinstformatige Leinwände malt: „Von einem großen Bild muss man Abstand nehmen, um es betrachten zu können. Aber das kleine Bild suggeriert, dass man näherkommen soll, um es anzusehen. Es lädt dich förmlich ein.“

Auffällig – ein gewisses Alleinstellungsmerkmal – sind „Kiesis“ Miniaturen allemal. Dass er sich für diese besondere Form entschied, hat sich einfach ergeben. So wie auch sein Weg zur Kunst. „Schon als Kind habe ich viel gemalt. Aber was sollte man daraus machen, wenn man in der DDR aufwächst und seine Zweifel am System hat?“ Also startete er auf anderem Weg in sein Berufsleben. „Die Liebe zum Handwerk hat mich ständig begleitet. Ich habe auf Montage gearbeitet, auch im Ausland. Stahlbeton war mein täglich‘ Werk.“ Dann im Alter von 25 Jahren: Bandscheibenvorfall. „So konnte ich nicht mehr in meinem Beruf arbeiten“, erzählt Jörg Kiesslinger. Ein Freund habe ihn schließlich auf die Idee gebracht, es mit der Malerei zu probieren. „Also habe ich an der Kunstschule Berlin Malerei und Grafik studiert – als eine Art Umschulung.“

Seit 2006 ist er als Freiberufler tätig, in seinem Atelier zunächst in Burgwitz und inzwischen in Pößneck. Viel lieber ist „Kiesi“ allerdings unterwegs. Als Straßenkünstler hatte er über viele Jahre seinen mobilen Arbeitsplatz auf der Krämerbrücke eingerichtet. „Es ist viel schöner, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, als allein im Atelier vor sich hinzuarbeiten. Und man kann dabei gut beobachten … “ In vielen Städten sei dies allerdings nicht mehr erwünscht. Um dennoch unterwegs sein zu können, hat sich Jörg Kiesslinger ein „Atelier-Ei“ gebaut – einen Anhänger für sein Auto, in dem er all seine Utensilien und auch seine Miniatur-Gemälde verstauen kann. Seit 2017 geht „Kiesi“ damit regelmäßig auf Kunsttour. Einen Zwischenstopp legt er in diesem Jahr bei der Kunst/Mitte in Magdeburg ein. (Tina Heinz)

Kiesi – Leuchtbaum

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