KUNST/MITTE Notes

Das Web-Magazin für Kunst und Kultur in Mitteldeutschland.

Sich selbst beim Malen zuschauen

28.08.2020, kompakt redaktion

Zahlreiche Kunstmessen mussten in diesem Jahr – aus bekannten Gründen – bereits abgesagt werden. Für viele Künstler eine bedauerliche Situation, vor allem aufgrund der fehlenden Kommunikation mit den Besuchern. Der aus Heilbronn stammende und mittlerweile in Machern bei Leipzig lebende Künstler Michael Mutschler sieht das ähnlich, betont jedoch das Für und Wider dieser Entwicklung. „Natürlich ist es sehr schade, dass etliche Ausstellungen entfallen sind. Es haben sich allerdings zahlreiche Initiativen um einen Ausgleich bemüht. So finden manche Ausstellungen in einem virtuellen Rahmen statt, in dem man auch die Möglichkeit hat, mit kunstinteressierten Besuchern zu interagieren“, sagt Michael Mutschler und fügt an: „Das ist schon etwas anderes als persönlicher Kontakt. Man darf aber auch nicht vergessen, dass man auf diesem Wege teilweise ein anderes Publikum erreicht – Menschen, die sonst nicht in eine Galerie oder zu einer Kunstmesse gehen.“

So schön die Vorteile moderner Technologien und Medien auch sein mögen, auf die „analoge“ Kunstmesse in Magdeburg freut sich der 1947 geborene Baden-Württemberger umso mehr. Eine Auswahl, was er bei „Kunst/Mitte“ präsentieren wird, hat er allerdings noch nicht getroffen. „Was das angeht, bin ich genauso impulsiv wie beim Malen“, erklärt Michael Mutschler, dessen Vater der Künstler und Pädagoge Rudolph Mutschler war. In seine Fußstapfen ist er getreten, könnte man behaupten. Denn Michael Mutschler schlug nach seinem Studium an der Kunstakademie Stuttgart die Laufbahn des Gymnasiallehrers ein. „Nebenbei habe ich gemalt, Kulissen für das Theater gebaut und Führungen für das Goethe-Institut gemacht. Aber hauptberuflich war ich knapp 40 Jahre als Kunstlehrer tätig.“ Im Rahmen dieser Tätigkeit war er für seine Schüler auch als Beratungslehrer da. „Dabei habe ich mich natürlich auch mit Themen im psychologischen Bereich auseinandergesetzt. Und das beeinflusst mich beim Erschaffen meiner Gemälde und Plastiken noch immer.“

Der Mensch in seiner „Nacktheit“ ist ein bevorzugtes Motiv des Künstlers – das Spiel mit dem visuell Wahrnehmbaren und der Psyche. Während Michael Mutschler früher circa zehn Bilder im Jahr malte, hat er seine Schlagzahl inzwischen deutlich erhöht. „Irgendwie ist es 2015, ein paar Jahre nach dem Umzug nach Machern, aus mir herausgebrochen“, erzählt der gebürtige Heilbronner. „Heute sind es deutlich mehr, manchmal male ich eins pro Tag.“ Ein Drittel seiner Werke entsteht dabei aus dem Nichts, wie er selbst sagt. „Als würde etwas – situativ bedingt – aus meinem Unterbewusstsein an die Oberfläche drängen. Manchmal skizziere ich sofort nach dem Aufstehen etwas auf die Leinwand und beschäftige mich dann eine Weile damit. Dann habe ich das Gefühl, ich schaue mir selbst beim Malen zu.“ Hin und wieder verbannt er sein Werk aber auch in eine Ecke, bevor er es fertig gestellt hat und beginnt etwas Neues, um Tage später daran weiterzuarbeiten. „Das sind die Freiheiten, die ich genieße“, sagt Michael Mutschler und lächelt. (Tina Heinz)

Michael Mutschler – Ratlos in der Menge

PS: Abonnieren Sie unseren Newsletter, wenn wir Sie über Kunst und Kultur in Mitteldeutschland auf dem Laufenden halten sollen.

Newsletter

Hinweise auf neue Beiträge und unsere Kulturtipps erhalten Sie nur über unseren Newsletter: