KUNST/MITTE Notes

Das Web-Magazin für Kunst und Kultur in Mitteldeutschland.

Neues Leben für alte Geräte

05.08.2020, kompakt redaktion

Eigentlich ist kaum noch Platz in ihrer Garage im rheinland-pfälzischen Trippstadt. Bei Susanne Freiler-Höllinger werden ausgediente PCs, Smartphones, Digitalkameras, Rasierapparate – eben sämtliche defekte Geräte – aufgehoben. „Nichts ist vor mir sicher“, sagt die 55-Jähriger und lacht dabei herzlich. „Mein Mann ist der Meinung, dass ich für die nächsten Jahre genug Material zur Verfügung habe.“ Wieder ein Lachen. Wenn Susanne Freiler-Höllinger von ihrer Arbeit spricht, spürt man, wie viel Spaß sie daran hat, nicht mehr funktionstüchtigen Geräten ein neues Leben zu schenken – im Rahmen ihrer Kunst. „Elektronik KUNST“, die auch bei der Messe „Kunst/Mitte“ im September in Magdeburg zu sehen sein wird, ist ihre Art, das „Internet der Dinge“, die „Industrie 4.0“ und deren Auswirkung auf unser Leben darzustellen.

Elektronik KUNST (Susanne Freiler-Höllinger) – Twins

Dinge, die andere wegwerfen, werden in der Garage zwischengelagert und landen dann auf der Leinwand, auf Holz oder auf Metall. Susanne Freiler-Höllinger bekommt die Gegenstände zugeschickt oder häufig bringen Schüler ihrer im Jahr 2000 gegründeten Malschule diese mit. Aus Platinen entstehen dann im Atelier Skylines, die Wärmespiralen eines Föns werden zu Tentakeln einer Qualle, eine CPU-Einheit wird in den gemalten Kopf eines Menschen integriert. Dass die 55-Jährige Technik und Kunst miteinander kombiniert, kommt nicht von ungefähr. „Gemalt habe ich schon immer gern“, erzählt die Künstlerin. „Aber eigentlich bin ich gelernte Maschinenbautechnikerin. In diesem Zusammenhang bildet das technische Zeichnen eine gute Basis.“

 Ob Gemälde oder Installationen – Susanne Freiler-Höllingers Fantasie scheint unendlich. „Neue Ideen, Inspiration zu finden, ist auch gar nicht so kompliziert. Denn je mehr man sich mit der Digitalisierung, mit Künstlicher Intelligenz, mit den Auswirkungen der Technik auf unser Leben beschäftigt, desto mehr Raum eröffnet sich einem.“ Dass sie sich in ihrem künstlerischen Schaffen auf Elektronik spezialisiert hat, verdankt sie in gewisser Weise ihrem Mann. „Vor ein paar Jahren hat er einen Computer auseinandergebaut und die bizarren Teile, die geometrischen Formen, die da zum Vorschein gekommen sind, haben mich fasziniert. Das erinnerte mich an die Skyline einer Großstadt“, erzählt sie. „Und weil das Interesse geweckt war, habe ich mich da hineingesteigert.“

Seitdem sind nicht nur Skylines entstanden, sondern spannende Unterwasserwelten, abstrakte Geometrielandschaften, Neugier weckende Gesichter. „Es gibt so viele Möglichkeiten, Elektronik in meine Upcycling-Kunst zu integrieren“, sagt Susanne Freiler-Höllinger und berichtet, wie sie aus Smartphone-Teilen eine Bohrinsel erwachsen ließ. Oft sei nicht auf den ersten Blick zu erkennen, dass bestimmte Teile im Gemälde verarbeitet wurden. „Wenn die Menschen genauer hinschauen und dahinterkommen, worum es sich eigentlich handelt, dann entstehen daraus oftmals wundervolle Gespräche.“ Und auf die freut sich die Künstlerin auch in Magdeburg.  (Tina Heinz)

PS: Abonnieren Sie unseren Newsletter, wenn wir Sie über Kunst und Kultur in Mitteldeutschland auf dem Laufenden halten sollen.

Newsletter

Hinweise auf neue Beiträge und unsere Kulturtipps erhalten Sie nur über unseren Newsletter: