KUNST/MITTE Notes

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Westliche Technik gepaart mit chinesischer Tradition

02.08.2020, kompakt redaktion

Die Tür zum Atelier und zur Galerie d’art Dekomiya – unweit des Magdeburger Hasselbachplatzes im Breiten Weg zu finden – ist leicht geöffnet. Eine Einladung an alle Kunstinteressierten, nicht nur durchs Fenster einen Blick ins Innere zu werfen. Zudem möchte sich Xu Xiaojie nicht komplett von der Geschäftigkeit der Innenstadt abschirmen. Auch wenn der aus der chinesischen Provinz Sichuan stammende 50-Jährige anderes gewöhnt ist: mehr Verkehr, mehr Menschen, mehr Lärm. Geboren und aufgewachsen in der Millionenstadt Chengdu, schätzt er das pulsierende Leben großer Metropolen. Auch in Paris hat er dies kennengelernt. „In meiner Heimat habe ich an der Sichuan Academy of Fine Arts Dekorative Kunst bis 1992 studiert und war danach eine Weile als Angestellter in der Werbebranche tätig“, erzählt Xu Xiaojie. Bis er sich entschloss, das Studium der Visuellen Kommunikation an der Kunsthochschule in Kassel aufzunehmen. So war der Künstler, dessen Vater ein angesehener traditionell-chinesischer Landschaftsmaler ist, stets zwischen Chengdu, Paris und Kassel unterwegs.

In seiner mehr als 16 Millionen Einwohner zählenden Heimatstadt machte sich Xu Xiaojie nach seinem Studienabschluss 2005 selbstständig, eröffnete ein Kunststudio und war zugleich als Dozent an der Chengdu Academy of Fine Arts tätig. „Die Nachfrage nach Malworkshops war damals so groß, dass ich mich in meinem Studio hauptsächlich darauf konzentrierte“, schildert der 50-Jährige. Durch zahlreiche Ausstellungen und Kunstreisen im Ausland sowie die Teilnahme an internationalen Kunstevents knüpfte Xu Xiaojie auch in Deutschland viele Kontakte und entschloss sich – unter anderem aus politisch motivierten Gründen – Anfang 2018 Chengdu zu verlassen und mit seiner Frau, die ebenfalls Künstlerin ist, nach Magdeburg zu ziehen. Hier bietet er ebenfalls Workshops an, um Interessierte an die Malerei heranzuführen.

Als wichtiges Standbein hat sich zudem die Auftragsmalerei herauskristallisiert. Vor allem Porträts, aber auch Stillleben oder Tiere malt Xu Xiaojie – in Aquarell, Acryl, Öl, Kohle oder Tusche. „Die Auftragsarbeiten sind häufig in realistischem Stil, aber wenn es um meine eigene Kunst geht, wird es oft expressionistisch oder abstrakt.“ Dann kommt es auch vor, dass der 50-Jährige den in seiner Heimat erlernten traditionellen, chinesischen Stil mit westlichen Techniken vermischt. Beispielsweise in seiner Serie „Rote Ruinen“, die er in Öl gemalt hat und die er bei der „Kunst/Mitte“ im September ausstellen wird. Ein wenig erinnern die in unterschiedlichen Rot-Nuancen dargestellten verfallenen Gebäude an Magdeburger Ruinen … Xu Xiaojie lächelt: „Ich setze mich natürlich mit meiner Umgebung auseinander und versuche, so viel wie möglich über eine Stadt, eine Region zu erfahren.“ Und einiges davon verarbeitet er schließlich in seiner Kunst. (Tina Heinz)

Xu Xiaojie – Rote Ruinen

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