Als Johann König 2015 mit seiner Galerie in die ehemalige Kirche St. Agnes wechselte, eröffnete er mit einer fulminanten Bilderflut von Katharina Grosse. Heute zeigt die Künstlerin von Weltrang drei Arbeiten, die sich im Kontext ihres Werkes fast bescheiden ausnehmen. Allerdings sind es die Ersten aus diesem Jahr, die überhaupt gezeigt werden. Drei Arbeiten auf Leinwand, hochragend im Format, zart gerahmt in Schattenfuge aus Eiche. Klassischer kann Kunst gar nicht auftreten, zudem präsentiert als räumliches Tripolis, welches den unbescholtenen Betrachter sogleich in die Zange nimmt.
Wären da nicht all die Menschen. Ein richtiges Gedränge, ein wahres Event. Ist es der internationalen Anbindung durch die in den Räumlichkeiten des St. Agnes-Komplexes angesiedelte New York University geschuldet, das sich hunderte junge Menschen tummeln; oder kommen die alle wegen Katharina Grosse? Bei Johann König war immer schon Party, das galt bereits in den vorangegangenen Adressen und wird bestimmt nicht dem Zufall überlassen. Doch zu einer Vernissage soviel junges Publikum, das erstaunt den Exil-Berliner dann doch. Die pilgern ja fast, der Strom reißt nicht ab nach St. Agnes – heiliger Boden, Highlander! Und dann noch einmal vor die Malerei. Nennt Sie es so, Malerei? Die Verschiebung einer Ebene, schablonenhaft gesetzt, Neuinterpretation des einzigen Themas—wiederbeginnen, und wieder. Das leerräumige Weiß links und oberhalb der Farbe, ein narrativer Trick, einfach, doch vom Feinsten, verleiht den drei großen Leinwänden die Aura des absoluten Beginns, des Absoluten! Der Lack ist nie ab, immer Glanz in der Hütte. Eine Farbigkeit, wie sie in den Achtziger Jahren nur auf Aldi-Produkten zu finden war und derentwegen ich nie gedacht hatte, dass ich einmal gierig auf Mehr vor solcherart Komposition stehen würde. Großartiges Staunen!
Oliver Scharfbier war für Sie auf der Vernissage von Katharina Grosse in der König Galerie Berlin. Die Ausstellung hat noch bis zum 17. September 2017 geöffnet.
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